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Biologen wollen gefährdeten Ochsenfrosch retten

Der Antillen-Ochsenfrosch sieht vielleicht nicht gar so schön aus wie Vertreter anderer Froscharten. Sein Quaken beispielsweise ist speziell. Das hilft aber auch nicht gegen Pilze Der Antillen-Ochsenfrosch sieht vielleicht nicht gar so schön aus wie Vertreter anderer Froscharten. Sein Quaken beispielsweise ist speziell. Das hilft aber auch nicht gegen Pilze
Der Antillen-Ochsenfrosch sieht vielleicht nicht gar so schön aus wie Vertreter anderer Froscharten. Sein Quaken beispielsweise ist speziell. Das hilft aber auch nicht gegen Pilze
Quelle: AP
Als Antillen-Ochsenfrosch hat man es nicht leicht: Da will man mit fast einem Kilogramm Gewicht andere beeindrucken, da quakt man, wie sonst nur heulende Hunde klingen, und dann kommt ein Pilz um die Ecke und rafft einen dahin. Aber: Das wollen Biologen verhindern, indem sie den Frosch in europäische Zoos ausfliegen.

Mit einem Gewicht von fast einem Kilo gehört der Antillen-Ochsenfrosch zu den größten Fröschen der Welt. Er kommt nur noch auf der Karibikinsel Montserrat vor. Doch das Tier ist akut vom Aussterben bedroht. Erst machten Einheimische auf ihn Jagd, die sein nach Huhn schmeckendes Fleisch als Delikatesse liebten – im Englischen wird er deshalb „Berghuhnfrosch“ genannt. Dann wurde ein Großteil seines Lebensraums vom Vulkan Soufrière Hills zerstört. Und jetzt bedroht ein gefährlicher Pilz den seltenen Riesenfrosch (Leptodactylus fallax).

Biologen befürchten, dass der Pilz Chytridiomycosis die nur noch wenige tausend Exemplare zählende Population weiter dezimiert. „Die Auswirkung des Pilzes ist katastrophal“, sagt Andrew Cunningham von der Zoologischen Gesellschaft London. „Der Berghuhnfrosch ist praktisch ausgelöscht.“

Seit dem Auftauchen des Pilzes im Februar haben die Forscher schon über 300 tote Ochsenfrösche gefunden, die Dunkelziffer wird aber weit höher geschätzt, wie Gerardo Garcia von der britischen Umweltschutzorganisation Durrell Wildlife Conservation Trust berichtet. Um die Frösche zu retten, setzen die Forscher sie in ein Anti-Pilz-Bad.

Dutzende dieser Amphibien sollen mit einem Kostenaufwand von etwa 14.000 Dollar in britische und schwedische Zoos ausgeflogen werden. Dort sollen sie in klimatisierten Räumen mit automatischer Berieselung leben, die ihren Lebensraum im tropischen Regenwald nachahmen. Biologen in sterilen Ganzkörperanzügen aus Papier werden sich dann um die seltenen Tiere kümmern, bis sie eines Tages wieder in die Freiheit zurückkehren können. „Wir sind in einer Situation, wo diese Art für immer aussterben könnte“, betont Garcia die Dringlichkeit der Lage. Sein Kollege Andrew Terry pflichtet bei: Frösche sollten idealerweise in ihrer natürlichen Umgebung leben, aber das Ausfliegen sei die einzig kurzfristig mögliche Lösung gewesen.

Würde man die Frösche in Gegenden bringen, die noch pilzfrei sind, würden sie nicht genug Nahrung finden, wie Terry erklärt. „Die Berghuhnfrösche sind Tiere mit hohen Ansprüchen an ihre Nahrung.“

Auf der Nachbarinsel Dominica gilt der Frosch bereits als ausgestorben. Da hat es ihm auch nichts genützt, dass er das Wappentier der Insel ist.

Lebensraum dezimiert

Es waren zunächst die Einheimischen auf Montserrat und Dominica, die das schmackhafte Fleisch des Frosches zu schätzen wussten. Mittlerweile seien es aber vor allem Touristen, die nach dem Frosch fragten, erklärt Gerard Gray, Umweltdirektor des zu Großbritannien gehörenden Territoriums.

Die Experten suchen noch nach Mitteln, wie sie dem Pilz beikommen können, der bereits eine ganze Reihe von Froscharten von Asien bis nach Südamerika getötet hat. Der Chytridiomycosis verursacht bei den Fröschen Lethargie und Krämpfe. Die Haut, durch die die Frösche atmen, wird dicker.

Die Antillen-Ochsenfrösche sind Nachttiere, die in schwer zugänglichem Gelände leben. Das macht es für die Naturschützer schwer, sie zu finden und ihre genaue Zahl zu bestimmen, wie Gray erklärt. Wissenschaftler schätzten ihre Zahl auf wenige tausend.

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Das Quaken der Frösche erinnert an das Heulen eines kleinen Hundes. Gray erinnert sich, dass einer der Frösche eines Nachts so laut quakte, dass er dachte, das Tier sitze direkt unter seinem Bett. „Meine Frau hat mich damals ausgelacht“, fügt er hinzu.

Von Jägern, Feinschmeckern und dem Killerpilz abgesehen, ist der Vulkan Soufrière Hills der größte Feind des Ochsenfroschs. Seit 1995 ist er ständig aktiv und hat die Hälfte der 12.000 Menschen auf Montserrat in die Flucht geschlagen und auch den Lebensraum des Frosches dezimiert.

Doch möglicherweise wird der Vulkan zum Retter des Frosches. Die Umweltbehörde von Montserrat hofft, den Frosch in einem neuen Lebensraum ansiedeln zu können, der von Lava und Asche vom Rest der Insel abgeschnitten, für Menschen schwer zu erreichen und hoffentlich pilzfrei ist.

AP

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