Furunkel

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Furunkel

Als Furunkel wird die Infektion eines Haarbalgs bezeichnet. Furunkel treten häufig auf und sind in ihrer Entstehung unabhängig von Alter, körperlichem Zustand oder Geschlecht. In vielen Fällen heilen sie ohne weitere Behandlung ab, ihre Symptome lassen sich jedoch lindern. Nur in schwereren Fällen erfordern Furunkel ärztliche Behandlung.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Furunkel?

Ein Furunkel ist zwar in der Regel eine harmlose aber oft sehr schmerzhafte lokale Entzündung an einem Haarfollikel.
© andriano_cz – stock.adobe.com

Furunkel entstehen, wenn Bakterien oder Pilze ihren Weg in den in der Haut liegenden Haarbalg finden. Betroffen sind dabei zumeist die Regionen, an denen vermehrt geschwitzt wird oder es zu Reibungen durch Kleidung kommt.

Besonders oft lösen Staphylokokken die Infektion aus. Sie befällt nicht nur den Haarbalg, sondern dehnt sich im Verlauf der Erkrankung auch auf das umliegende Gewebe aus. Die Region um den infizierten Haarbalg füllt sich bei fortschreitender Infektion mit Flüssigkeit an und es tritt die typische Schwellung eines Furunkels auf.

Die Haut über dem Furunkel ist gespannt und fühlt sich wegen der Entzündung heiß an. Mehrere Furunkel können dicht beieinander auftreten oder ineinander übergehen. Diese lokale Häufung wird Karbunkel genannt.

Ursachen

Die Ursache für die Bildung eines Furunkels findet sich in einer Schädigung des Haarbalgs. Dies kann auf Verletzungen zurückzuführen sein oder bei besonders beanspruchten Körperstellen wie Hautfalten oder dem unteren Rücken auftreten.

Durch die Schädigung haben Bakterien von der Hautoberfläche die Möglichkeit, tiefer einzudringen und durch die Infektion des Haarbalgs das Furunkel zu verursachen.

Mangelnde Körperhygiene ist ebenso eine Ursache, die die Bildung eines Furunkels fördert. Druckstellen mit Schädigung der oberen Hautschicht oder Scheuerstellen in den Leisten durch die Kleidung sind auch als ein Faktor für die Entstehung der Furunkel bekannt.


Symptome & Verlauf

Ein Furunkel ist zwar in der Regel eine harmlose aber oft sehr schmerzhafte lokale Entzündung an einem Haarfollikel. An der betreffenden Hautstelle entsteht ein schmerzhafter, stark gespannter rötlicher Knoten, der eine Größe von 0,5 bis zwei Zentimeter besitzt. Im Zentrun der Entzündung kommt es zum Absterben von Gewebe, was auch als Nekrose bezeichnet wird.

Innerhalb des Furunkels entsteht Eiter, der das starke Spannungsgefühl erzeugt. Nach einer gewissen Zeit entleert sich der Pfropf aus Eiter und der Furunkel bildet sich zurück. Typische lokale Symptome bei einem Furunkel sind starke Schmerzen, Rötung, Überwärmung an der betroffenen Stelle und Schwellung. Sonstige Allgemeinsymptome treten nur in seltenen Fällen auf.

Dabei handelt es sich um Müdigkeit, Abgeschlagenheit und allgemeine körperliche Schwäche. Furunkel können im Gesicht, im Ohr, am After oder im Schambereich vorkommen. Die zusätzlich auftretenden Symptome sind häufig auch vom Sitz des Furunkels abhängig. Größere Beschwerden bereiten Furunkel im Gesichtsbereich.

Besonders wenn sie auf der Lippe oder an der Nase auftreten, kann es zu Komplikationen kommen. So ist die Ausbildung einer lebensgefährlichen Sepsis möglich. Gesichtsfurunkel können auch Entzündungen der Augenhöhle hervorrufen. Des Weiteren besteht die Gefahr der Entwicklung einer Hirnhautentzündung oder eines Gerinnsels im Gehirn. Bei stark immungeschwächten Patienten kommt es unter Umständen auch zu einer Lymphknotenentzündung.

Komplikationen

Im Verlauf eines Furunkels sind verschiedene Komplikationen möglich. Dieses Risiko besteht besonders bei der Bildung eines Karbunkels, das aus mehreren Furunkeln entsteht. In solchen Fällen kommt es häufig zu ausgeprägten allgemeinen Beschwerden. Darüber hinaus kann auch eine Lymphangitis auftreten, bei der sich die Lymphbahnen entzünden und die Lymphknoten anschwellen.

Eine besonders bedenkliche Komplikation des Furunkels stellt die Sepsis (Blutvergiftung) dar. Dabei dringen die Bakterien, die für das Furunkel verantwortlich sind, in den Blutkreislauf des Körpers vor. Die Auswirkungen des Furunkels richten sich allerdings maßgeblich nach seiner Position. So kann zum Beispiel ein Nasenfurunkel lebensgefährliche Folgen haben, wenn die auslösenden Staphylokokken-Bakterien mit dem venösen Blut in die Blutbahn des Kopfes transportiert werden.

An dieser Stelle besteht die Gefahr, dass die Keime eine Venenentzündung, eine Hirnhautentzündung (Meningitis) oder eine Hirnsinusvenenthrombose hervorrufen. Ebenso sind Erkrankungen an der Augenhöhle im Bereich des Möglichen. In der Medizin ist dann von Orbitaphlegmonen die Rede.

Aufgrund drohender Folgeerscheinungen darf der Patient niemals mit seinen Fingern an einem Furunkel in seinem Gesicht oder an der Nase herumdrücken. So können dadurch die mit Staphylokokken gefüllten Eiteransammlungen in benachbarte Venen gelangen und lebensbedrohliche Komplikationen im Gehirn verursachen. Handelt es sich jedoch um ein Furunkel mit einem günstigen Verlauf, sind nur selten gefährliche Folgeerscheinungen zu befürchten.

Wann sollte man zum Arzt gehehen?

Wenn eine schmerzhafte Schwellung auf der Haut bemerkt wird, handelt es sich womöglich um ein Furunkel. Dieses heilt in der Regel von alleine ab und bedarf keiner medizinischen Versorgung. Ein Arzt sollte konsultiert werden, wenn sich das entzündete Haarbalg nicht von selbst öffnet oder nach innen aufbricht. Sollte sich das Furunkel entzünden, ist ebenfalls medizinischer Rat gefragt. Eine Ausbreitung der Infektion auf das umliegende Gewebe muss abgeklärt werden, bevor sich ernste Komplikationen wie zum Beispiel Folgeinfektionen oder eine Sepsis einstellen.

Treten zusätzlich zu der Eiteransammlung weitere Beschwerden wie Fieber oder Schüttelfrost auf, empfiehlt sich ein Arztbesuch. Ein rötlicher Streifen, der vom Furunkel aus in Richtung Herz führt, deutet auf eine Blutvergiftung hin, die umgehend behandelt werden muss. Am besten wird der Betroffene sofort in ein Krankenhaus gebracht. Personen, die häufiger an Furunkeln oder Abszessen leiden, sollten mit einem Dermatologen sprechen. Womöglich liegt den Beschwerden eine ernste Erkrankung zugrunde, die abgeklärt und behandelt werden muss.

Behandlung & Therapie

Furunkel im Kopfbereich sollten grundsätzlich durch einen Arzt behandelt werden. Zunächst werden antibiotische Salben eingesetzt, um die Infektion lokal zu begrenzen. Daneben ist es möglich, durch Zugsalben die Entwicklung des Furunkels zu beschleunigen. Es wird sich öffnen und die Flüssigkeiten können abfließen. Dabei ist besonders auf Hygiene zu achten, denn der Inhalt eines Furunkels ist stark infektiös.

Bei kleineren Furunkeln hilft Wärme, die ebenfalls dafür sorgt, dass das Furunkel aufgeht und sich entleert. Geöffnet wird ein Furunkel vorzeitig nur, wenn es besonders schmerzhaft ist oder sich nicht von alleine öffnet. Dies geschieht durch einen ärztlichen Eingriff bei örtlicher Betäubung mit anschließender Wundversorgung.

In den überwiegenden Fällen ist der Krankheitsverlauf allerdings komplikationslos und das Furunkel öffnet sich auch ohne weiteres Dazutun von selbst. Die offene Wunde wird desinfiziert und das Furunkel heilt in wenigen Tagen ab.


Vorbeugung

Furunkel lassen sich in erster Linie durch sorgfältige Körperhygiene vermeiden. Da ein weiterer Auslöser für Furunkel enge Kleidung ist, sollte Unterwäsche mit zu fest anliegenden Beinabschlüssen vermieden werden. Gerade in den Körperfalten an den Oberschenkeln und unter den Achseln führt die Reibung zu Hautschäden, die das Eindringen der Bakterien und Pilze erleichtern und ein Furunkel verursachen.

Nachsorge

Ein einzelnes Furunkel benötigt keine Nachsorge, wenn es vollständig abgeheilt ist. Es handelt sich meistens um eine Haarbalgentzündung. Sind am vermeintlichen Furunkel Veränderungen in der Größe oder im Entzündungsgrad erkennbar, könnte es sich um ein Karbunkel - eine Verschmelzung mehrerer einzelner Furunkel - oder eine Fistel handeln. In diesem Fall ist ein Arztbesuch angeraten.

Bestand eine Furunkulose mit ausgedehnten Furunkel-Befall, sieht es anders aus. Hier muss nach abstellbaren Ursachen gefahndet werden. Diese hängen oft mit einer ungeeigneten Ernährung zusammen. Oftmals sind Furunkel im Intimbereich zu finden. Sie bilden sich zum Beispiel an den drückenden Rändern, wo die Unterhosenabschlüsse sitzen.

Wer nach Intimrasuren zu Furunkeln neigt, sollte diese besser unterlassen. Furunkel können die Gesäßbacken bedecken. Sie sind dann schlecht selbst behandelbar. Eine Ernährungsumstellung zu vollwertiger und nährstoffreicher Kost kann aber wahre Wunder bewirken.

Am besten ist es, den Abheilungsprozess eines Furunkels genau zu beobachten. Zur Nachsorge kann eine antiseptische Heilsalbe auf ein abheilendes Furunkel aufgebracht werden. Einengende Bekleidung sollte zukünftig vermieden werden. Die Ernährungsweise sollte fettarm und vitaminreich sein.

Ballaststoffe sind unverzichtbar, um das Darmsystem zu entlasten. Die Anwesenheit vieler Fette oder Schlackenstoffe aus ungesunder Nahrung kann eine Furunkel-Bildung begünstigen. Daher sind in der Nachsorgephase einige Veränderungen der bisherigen Lebensweise denkbar.

Das können Sie selbst tun

Keinesfalls ist die befallene Stelle in irgendeiner Art und Weise zu manipulieren oder das Furunkel gar auszudrücken. Unsachgemäßer Umgang mit Furunkeln kann dazu führen, dass die entzündungsverursachenden Mikroorganismen in die Blutbahn gelangen. Deshalb sind die entzündeten Stellen vollständig in Ruhe zu lassen.

Unterstützend zur ärztlichen Behandlung lassen sich Furunkel bzw. Abszeße durch Luft- bzw. Sonnenbäder mildern. Die entsprechende Stelle wird dabei von Textilien befreit und dem Tageslicht bzw. der Außenluft ausgesetzt.

Auch heiße Auflagen, beipielsweise mit Kamillensud, lindern die mit Furunkeln einhergehenden Schmerzen. Ebenso beruhigend wirkt sich ein Kamillebad aus. Dies kann als Teilbad (nur die befallene Stelle) oder auch als Vollbad geschehen. Zu beachten ist, dass das Badewasser nicht zu heiß ist. Auf keinen Fall sollte mit fetthaltigen Cremes oder alkoholhaltigen Tinkturen experimentiert werden, dies könnte zu einer Verschlimmerung der Entzündung führen.

Antiseptische Tees, frischer Ingwer und Kurkuma können, innerlich angewendet, ebenfalls lindernd und wohltuend wirken. Alkohol, Nikotin und Koffein hingegen sind zu meiden, überwürzte und insbesondere scharfe Speisen desgleichen. Eine basische Diät wirkt heilungsfördernd. Hierbei sollte gedämpftes Gemüse im Vordergrund stehen und wenig gesalzt werden. Eine fleischlastige Diät kann sich kontraproduktiv auswirken.

Furunkel sind lokale Entzündungen, sie sind nicht übertragbar. Die Betroffenen können also nach wie vor Umgang pflegen, wie es ihnen beliebt, und auch ihrer Alltagsarbeit nachgehen. Stress und große Anstrengungen sollten jedoch vermieden werden.

Quellen

  • Grüne, S., Schölmerich, J.: Anamnese, Untersuchung, Diagnose. Springer, Heidelberg 2007
  • Lexikon der Krankheiten und Untersuchungen. Thieme Verlag, Stuttgart 2008
  • Moll, I.: Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010

Das könnte Sie auch interessieren