Nordkorea hat offenbar erneut eine ballistische Rakete getestet. Eine "nicht identifizierte Rakete" sei in Richtung Ostmeer, auch bekannt als Japanisches Meer, abgefeuert worden, teilte das Militär Südkoreas mit. Das japanische Verteidigungsministerium sprach von einem "mutmaßlichen Abschuss einer ballistischen Rakete".

Japanische Medien berichteten unter Berufung auf Regierungsquellen, dass die Rakete außerhalb der ausschließlichen Wirtschaftszone Japans ins Meer gestürzt sei. Laut der südkoreanischen Nachrichtenwebseite NK News hatte die Rakete eine kurze Flugzeit "von wahrscheinlich weniger als zehn Minuten". Dies deute darauf hin, dass es sich um eine ballistische Kurzstreckenrakete oder ein von einem 600-Millimeter-Mehrfachraketenwerfer abgefeuertes Geschoss handle, berichtete das auf Nordkorea spezialisierte Portal.

Erst am Samstag hatte Nordkorea nach Angaben staatlicher Medien einen "supergroßen Sprengkopf" für einen strategischen Marschflugkörper sowie eine Flugabwehrrakete neuen Typs getestet.

Beobachter hatten erwartet, dass Nordkorea in diesem Monat angesichts wichtiger Jahrestage größere Provokationen planen könnte. Am 15. April jährte sich der Geburtstag des Staatsgründers Kim Il Sung, des verstorbenen Großvaters von Machthaber Kim Jong Un. Am 25. April wird der Gründungstag eines Vorgängers des nordkoreanischen Militärs gefeiert. Das südkoreanische Militär teilte mit, es habe Anzeichen dafür entdeckt, dass Nordkorea den Start seines zweiten Spionagesatelliten vorbereite. Es gebe jedoch keine Anzeichen dafür, dass ein Start unmittelbar bevorstehe.

Russlands Veto zu Überwachung von Sanktionen gegen Nordkorea

Die mutmaßlichen neuen Tests erfolgten mehrere Wochen, nachdem die Überwachung der internationalen Sanktionen gegen Nordkorea ausgesetzt wurde. Russland hatte Ende März im UN-Sicherheitsrat mit seinem Veto eine Verlängerung des Mandates für das zuständige UN-Expertengremium verhindert. Das Gremium überprüfte Berichte, wonach Nordkorea Russland im großen Stil Waffen für den Krieg gegen die Ukraine liefert.

Die zeitlich unbegrenzten UN-Sanktionen gegen Nordkorea waren wegen des Raketen- und Atomwaffenprogramms des international weitgehend isolierten Landes verhängt worden – zuletzt waren sie 2016 und 2017 verschärft worden. Seit 2019 fordern Nordkoreas Verbündete Russland und China, die als ständige Mitglieder des UN-Sicherheitsrates über ein Vetorecht verfügen, eine zeitliche Begrenzung der Sanktionen.

Seit Beginn des Ukraine-Krieges haben Russland und Nordkorea ihre Beziehungen zueinander intensiviert. Das Nachbarland Südkorea war von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un im Januar zum "Hauptfeind" erklärt worden. Er kündigte an, die Entwicklung von Waffen auszuweiten – auch die von taktischen Atomwaffen.