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Kaukasus Georgien - die besten Tipps für eine Entdeckungsreise

Der Katiszwera spiegelt sich im Türkis des Udsiro-Sees, Georgien
Der Katiszwera spiegelt sich im Türkis des Udsiro-Sees. Die mächtigen Furchen, die ihn durchziehen, lassen den Berg wie zusammengefaltet wirken. An seinem Fuß zelten Wandergruppen
© Dmitrij Leltschuk
Gletscher, Wehrdörfer, spiegelglatte Seen: Beim Casting für einen Naturfilm wäre das kontrastreiche Land hinter den mächtigen Gipfeln des Kaukasus immer der Star. Unsere Autorin wanderte durch Ratscha, die urwüchsige Bergregion im Norden, und Kachetien, den sonnig-sanften Weingarten im Osten

Es gibt da diesen See im Großen Kaukasus. Silbrig blau schimmert er in einer Gebirgs- kuhle. Die Spiegelbilder der benachbarten 4000er-Gipfel tanzen über seine Wellen. Richtung Tal scheint er wie ein Infinity-Pool ins Nichts zu kippen. Vielleicht haben ihn die Georgier daher »Udsiro« getauft, »bodenlos«. Bergwärts wird er von einem Felsblock überragt, dessen Gesteinsschichten so nach unten gebogen sind, als hätte sich ein Riese über Jahrmillionen jeden Abend an dieselbe Stelle gesetzt, um den Anblick zu genießen.

Seit meine Freundin Mona, die lange an der Deutschen Botschaft in Tiflis gearbeitet hat, mir Fotos vom Udsiro-See zeigte, träumte ich davon, es dem Riesen gleichzutun. Die Wanderung sei anstrengend, warnte sie mich. Acht Stunden gehe es steil in die Höhe auf über 3000 Meter, am besten nur mit Guide und Packpferden. Die Nacht im Zelt am See würde eisig, der Abstieg eine Rutschpartie über Schotterfelder. Überhaupt würden nur selten Reisende die Bergregion Ratscha ansteuern. Umso besser, dachte ich.

Denn alle Welt schwärmt auf einmal von Georgien – dem kleinen Land, das von der Ostküste des Schwarzen Meers wie ein 600 Kilometer langer Teppich zwischen Großem und Kleinem Kaukasus eingezwängt scheint, von seinen Hochgebirgsgipfeln und subtropischen Flussebenen, von den berühmten Wehrdörfern in Swanetien, von den orthodoxen Klöstern und natürlich von der Hauptstadt Tiflis, die auf bestem Wege sei, Berlin als Partymetropole Konkurrenz zu machen.

Gleichwohl fand ich nur eine einzige Reiseagentur, die meinen See ansteuerte – auf einer Pilot-Wandertour. »Die Gegend mitten im Großen Kaukasus, von zwei Seiten umzingelt von Russland, ist so abgelegen, dass selbst ich noch nie dort war«, meinte George Tevdorashvili, der Agenturchef. »Aber wenn Sie etwas wirklich Neues entdecken wollen, kommen Sie mit.« Im Anschluss, empfahl er, sollten wir als Kontrast nach Kachetien reisen, wo die Georgier seit 8000 Jahren Wein anbauen: »Aber so gut wie heute war er noch nie.« Voller Vorfreude meldete ich mich an.

Die ganze Geschichte "Georgien: ganz großes Kino" von Katja Trippel lesen Sie in GEO SAISON. Es folgen Ihre Tipps.

Was Sie in der Region Ratscha erleben können

Die Bergregion im Großen Kaukasus ist touristisch kaum erschlossen. Unterkünfte und Service sind daher recht rustikal – aber genau das macht auch den Reiz aus.

Guesthouse Gallery

Das Künstlerpaar Elene und Temur Gugeschwili bewirtet Gäste bestens, obwohl es kaum Englisch spricht, dafür umso besser Russisch. Die Zimmer (drei mit eigenem Bad) haben reichlich Vintage-Charme: plüschige Betten unter Wandteppichen neben Seventies-Nachtschränkchen. Im Garten bietet Temur Yoga an. Ihr Sohn Nika spricht gut Englisch und offeriert Wandertouren, etwa zum Udsiro-See.

Oni, Kapianidse 18, Tel. (mobil) 593-66 08 84, 599-23 17 22, www.myhotels.ge/gallery, DZ ab 25 €

Tamarfelsen

Wer seinen Jeep nicht mindestens so gut beherrscht wie Nika Gugeschwili vom »Guesthouse Gallery«, sollte sich für die zweistündige Offroad-Tour auf die Rückbank setzen. Die Entschädigung fürs Gewackel folgt an der über 200 Meter hohen Abbruchkante: eine grandiose Aussicht auf die Gipfelkette Ratschas. Mit viel Glück kommt ein Bär vorbei.

Heimatmuseum Oni

Das Museum des Bergdörfchens ist vollgestopft mit Ausstellungsstücken – Geräte zum Weinkeltern, Trachten, Schmuck, Malereien, alte Fotos … Besucher können viel über den georgischen Alltag von gestern und heute erfahren. Führungen nur auf Russisch.

Rustaweli 26, Tel. 551-50 03 28, Di–So 10–17

Synagoge Oni

Weil nur noch zwei männliche Juden im einst stark jüdisch geprägten Oni leben (ab den 70er-Jahren emigrierten 700 Familien nach Israel), werden in der 1895 erbauten Synagoge fast nie Gottesdienste
gefeiert. Interessierte können sie jedoch gegen ein Trinkgeld besuchen.

Baasowi, am Tor klopfen

Die Synagoge von Oni, Georgien
Bald wird die Nacht die Synagoge von Oni verschlucken. Früher war das Bergdorf ein Zentrum jüdischer Kultur
© Dmitrij Leltschuk

Resort Shovi

Wer gern abgelegene Locations erkundet, findet in dem fast gänzlich verlassenen Kurort auf 1650 Metern – einst angesagt bei kommunistischen Parteikadern – sein Glück. Allein das »Hotel Sunset« ist noch geöffnet, auch wenn Gäste von den meisten Zimmern statt auf den Sonnenuntergang auf eine Hotelruine blicken.

Ca. 25 km hinter Oni am Ende der Hauptstraße 16. www.sunsetshovi.ge

Buba-Gletscher

Von Schowi aus startet die gut beschilderte Tageswanderung hinauf zum Buba-Gletscher.

Der Hin- und Rückweg dauert ca. 7 Stunden

Tipps für den Weg von Ratscha nach Kachetien

Changes Beach
Am Ufer des Flüsschens Krichula hat ein junges Paar eine Strandbar eröffnet. Die Liegestühle sind umsonst, wenn Gäste sich an der Bar Eis, Limonade, Cocktails oder Sandwichs bestellen.

Von Ambrolauri Richtung Krichi-Dorf fahren. Am Schild »Changes Beach« links abbiegen

Kathedrale Nikorzminda
Die Bischofskirche mit den kunstvollen Steinornamenten ist der ganze Stolz Ratschas.

Nikorzminda, Eintritt frei

Seilbahn­gondel über Tschiatura, Georgien
Seit 33 Jahren steuert Margolita Tkemaladse die rostigen Gondeln zu den Häusern in den waldigen Hängen über der Minenstadt Tschiatura
© Dmitrij Leltschuk

Was Sie in Kachetien erleben können

Ninoschewi-Wasserfall

Ein berauschendes Erlebnis hatte ich am Ninoschewi-Wasserfall im Lagodechi-Naturschutzgebiet im östlichsten Zipfel Kachetiens. 40 Meter stürzt er in die Tiefe. Die Wanderung führte mich am Bergbach Ninoschewi entlang durch ursprüngliche Buchenwälder. Von der Anstrengung erholte ich mich im Duende-Hotelresort. Unter 100 Jahre alten Bäumen können Glamping-Freunde in vier Stelzenhäusern mit Blick aufs Blätterdach übernachten. Hier stimmen einfach alle Details: vom Hot Pot in jeder Unterkunft bis zum Holzofen, der das Wasser erwärmt.«

Am Ende des Dorfes Chisa bei Lagodechi, Tel. (mobil) 555-70 10 64, www.duendehotels.com, DZ/F ab 105 €

Signachi

Seit der Expräsident Micheil Saakaschwili Millionen in die Sanierung des 300 Jahre alten Festungsdorfs gesteckt hat, herrscht fast italienisches Flair. Gäste besteigen die Stadtmauer oder bummeln durch enge Gassen. Viele Häuser werden von kunstvoll geschnitzten Balkonen geschmückt.

Ca. 5o km südöstlich von Kachetiens Hauptstadt Telawi

Schloss Tschawtschawadse/Weingut Zinandali

Fürst Alexander Tschawtschawadse (1786–1846) stammte aus einer überaus kultivierten Familie. Früh pflegte er Kontakte zum westeuropäischen Adel und stellte als Erster einen französischen Weinexperten ein. Sein Sommersitz ist eine Oase.

In Zinandali bei Telawi, Tel. 570-70 12 12, www.tsinandali.com

Die besten Weingüter in Kachetien

Schuchmann Wines Chateau & Spa

Das elegante Hotel mit eigenem Weingut, Restaurant und Pool wurde von einem Deutschen gegründet. Im »Wine Spa« können Gäste in Saperawi baden und Traubenkernöl-Massagen genießen.

Kisischewi bei Telawi, Tel. (mobil) 559-348 73 74, www.schuchmann-wines.com, DZ/F ab 70 €

Winery Shumi

Großes Weingut mit Gartenrestaurant, einem »Weinberg zum Anfassen« und Mini-Museum. Es stellt derzeit auf bio um. Der Schumi-Weißwein aus Rkaziteli- und Mtswane-Reben ist ausgezeichnet.

Zinandali bei Telawi, Tel. 32-238 11 37, www.shumi.ge

Nika Wines

Der Künstler Nika Bachia und seine Eltern produzieren auf ihrem kleinen Hof Kwewri-Naturweine. Alle Etiketten sind handgemalt.

Kardenachi bei Signachi (dem Schild der »Wine Route« folgen), Tel. (mobil) 595-42 24 76 (für Verkostungen anmelden), www.tinyurl.com/nikawinery

Kachetien, Großer Kaukasus, Georgien
In Kachetien hat ein Hirte seine Kuhherde an den Fluss Alasani geführt. Darüber erheben sich die ersten Hügel des Großen Kaukasus
© Dmitrij Leltschuk

Gute Reiseveranstalter für Georgien

Georgia Insight

Unsere Autorin war mit den deutschsprachigen Reiseleitern unterwegs. Ziele ihrer Reportage finden sich bei »Wandern in Ratscha« und »Weinreise Georgien«. Diese Angebote können individuell für 4–6 Personen (ab 790 Euro) bzw. 2–12 Personen (ab 1255 Euro) gebucht werden (inkl. Transport). www.georgia-insight.eu

Kaukasus-Reisen

Der Potsdamer Botanik-Kenner Hans Heiner Buhr bietet Abenteuer-Touren durch Georgiens Natur, etwa mit dem Jeep (7 Tage ab 1250 Euro p. P.), dem Pferd (5 Tage ab 895 Euro p. P.) oder dem Rad (7 Tage ab 1170 Euro) an. www.kaukasus-reisen.de

Dim Sum

Verschiedene Ziele in Georgien – etwa »3 Tage in Kachetien« (ab 295 Euro p. P.) oder »4 Tage am Schwarzen Meer« (ab 540 Euro p. P.) – lassen sich zur Rundreise zusammenstellen. www.dimsumreisen.de

GEO Saison Nr. 01/2019 - Die besten neuen Reiseziele

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