Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – AL – Historische Zentren von Berat und Gjirokastra

Die beiden historischen Städte Berat und Gjirokastra stehen als herausragende Zeugnisse der Vielfalt städtischen Lebens auf dem Balkan seit 2005 auf der UNESCO-Welterbeliste. Gjirokastra ist eine Zitadellenstadt, die von mächtigen Grundbesitzern erbaut wurde, Berat dagegen eine recht unabhängige Handwerker- und Handelsstadt. Der Felsen von Gjirokastra war wahrscheinlich schon seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. besiedelt und auch Berat ist eine der ältesten Städte Albaniens. Beide Orte sind seltene, noch authentisch erhaltene Beispiele für die Architektur und Stadtplanung aus osmanischer Zeit und zeugen vom Zusammenleben verschiedener religiöser und kultureller Gemeinschaften im Laufe der Jahrhunderte. Das historische Zentrum von Gjirokastra besitzt landestypische zweistöckige Häuser aus dem 17. Jahrhundert, einen Basar, eine Moschee und zwei Kirchen aus dem 18. Jahrhundert. In Berat gibt es byzantinische Kirchen aus dem 13. Jahrhundert und Moscheen aus der osmanischen Ära im 15. Jahrhundert. Ein besonderes Merkmal sind die horizontal angeordneten Reihenhäuser an den Hängen, die das einfallende Tageslicht nutzen.

Ich habe am Ohrid-See übernachtet und begebe mich zeitig auf die lange Fahrt durch die Flusstäler und auf schmalen Straßen über die Berge nach Berat. Heute ist es sehr heiß, ich parke etwas auswärts und gehe mit meiner großen Wasserflasche am Fluss entlang in die Altstadt.

Ich sehe sie schon von Weitem förmlich am Hang kleben, auch der zweite Teil der Altstadt erstreckt sich gegenüber auf der anderen Uferseite im gleichen Stil. Von hier aus ist die Stadt am besten zu sehen. Es gibt neben der modernen noch eine alte Römerbrücke. Leider finde ich keinerlei Hinweise oder Informationen.

Von oben auf dem Berg grüßt die Fahne der Burg, unten entlang der Hauptstraße locken Läden und Restaurants die Besucher.

Obwohl es immer heißer wird, steige ich jetzt den Berg hinauf. Es ist viel steiler als angenommen und ich muss immer wieder anhalten, verpusten und einen Schluck Wasser trinken. Man verliert sich hier leicht im Labyrinth der Gassen. Im Tal sehe ich den grünlichen Fluss, die gegenüberliegende Stadtseite und die alte Brücke.

Die Häuser sind über mehrere Etagen gebaut und haben Eingänge von oben und unten. Hier in diesem Ort lebt die Tradition oder wird die Tradition gelebt, das spürt man in jeder Ecke.

Auf dem Weg nach unten und zum Auto zurück komme ich an dem leider etwas verwahrlosten und verfallenen ehemaligen Palast des Paschas von Berat vorbei.

Im Park gibt es einen Trinkbrunnen und ich möchte es am liebsten den jungen Männern gleich tun und meinen Kopf unter den Wasserstrahl halten. (kleines Video)

Später sehe ich einen der typisch albanischen und völlig aus der Umgebung gefallenen Paläste, in diesem Fall ein Hotel.

Mein nächstes Ziel ist die zweite bedeutende historische Stadt Albaniens. Auf meinem Weg dorthin kostet mich ein genialer Streich der künstlichen Intelligenz in meinem Navi auf der Suche nach einer Abkürzung durch die Berge eine Stunde Nerven und 20 km Umweg durch die Dörfer mit ihren Sackgassen. Doch Albanien hat auch einige Autobahnabschnitte und Schnellstraßen, die man durchaus sehr gut fahren kann.

Die Schnellstraße SH 4 ist dazu auch noch landschaftlich schön.

Lasst euch aber durch die Einheimischen nicht zum Gas geben verleiten, es stehen Polizisten nicht hinter jeder, aber doch hinter einigen Ecken.

Als ich in Gjirokastra ankomme, ist die Parkplatzsuche die erste große Herausforderung. Ich meistere sie nicht im ersten Anlauf, das beschert mir einige 290° Kurven auf Kopfsteinpflaster mit 15% Steigung und ich lande zwischenzeitlich auf dem Nachbarberg der Festung. Hier erlebe ich abseits der Touristenstraßen, dass und wie hier wirklich in den alten Häusern am Berg auch heute gelebt wird und bin doch recht beeindruckt.

Von hier oben habe ich einen guten Blick über den Ort und die alte Burganlage.

Schließlich finde ich nach einigen Ehrenrunden den letzten freien Platz an der Burgmauer, von dem ich auch heute nicht mehr wegfahren werde.

Jetzt habe ich Muße, durch alle Straßen, durch die ich schon gefahren bin, in Ruhe zu Fuß zu bummeln. Ich komme zunächst an der Festungsmauer entlang und kann in die tiefen Tunnel unterhalb der Burg schauen.

Die Altstadt ist auf Besucher eingerichtet, die Straßen im unmittelbaren Zentrum für Fahrzeuge gesperrt und vor den Restaurants werden die Tische für das Abendessen eingedeckt. Die Straßen sind steil, teilweise gibt es Treppen. Ähnliche Häuser wie hier mit den oben vorgebauten Erkern habe ich vor Kurzem in Ohrid gesehen.

Langsam wird es Abend und die Lichter gehen an und das Leben auf den Straßen beginnt. Die ganze Stadt erstrahlt romantisch und südlich bunt, aus den Restaurants tönt Musik und junge Leute mit Balkantrachten machen Fotos mit den Besuchern. (kleines Video)

Als ich später zu meinem Auto an der Burgmauer zurück komme, steht der Mond über den Hügeln der Stadt und ich höre die Grillen zirpen und ein Käuzchen rufen.

Beim Morgenkaffee steigen die Nebel aus dem Tal.

Bald danach begebe ich mich auf die Fahrt zu meinem letzten Ziel in Albanien, der antiken Ruinenstadt Butrint.

Berat und Gjirokastra sind zwei sehenswerte Städte, in denen man einen Eindruck vom Leben in den vergangenen Jahrhunderten bekommt. In beiden Orten wird auch heute noch wie ehedem in den Häusern an den schmalen steilen Gassen gewohnt und gearbeitet. Ich stelle mir das Leben am steilen Berg mit dem rutschigen Kopfsteinpflaster sehr beschwerlich vor und in den Häusern scheint es dementsprechend eng zu sein. Aber auch hier startet man früh zur Arbeit. Beide Städte sind, obwohl sie zu einem Welterbe gehören, doch recht verschieden. Berat liegt schwieriger erreichbar in den Bergen und ist, sicher deshalb, weniger touristisch. Seine Architektur mit den niedriger wirkenden Häusern entlang der Etagen am Fluss ist offener. Gjirokastra dagegen ist über die Schnellstraße gut erreichbar und deshalb auf viele Gäste eingestellt. Die Stadt klebt förmlich an dem steilen Berg und durch die hohen Häuser wirken die Gassen noch enger. Auf jeden Fall sollte man auf seiner Rundreise eine der Städte besuchen.

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